Spricht man von New Work, kommen automatisch Begriffe wie Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder auch neue Arbeitszeitmodelle in den Sinn. Wir haben uns aber gefragt wie man New Work auch in handwerkliche Berufe integrieren kann. Daher haben wir erst einmal darüber nachgeforscht wie es eigentlich so ist im Handwerk zu arbeiten.
Wir durften mit Arne über das Arbeiten im Handwerk sprechen und fanden es super spannend zu erfahren, welche Probleme aber auch Chancen in diesem etwas anderen aber doch ähnlichen Arbeitsbereich lauern. Das ganze Interview als Video findest du übrigens hier.
Stell dich doch mal kurz vor. 🙂
Hallo, ich bin Arne. Ich bin gelernter Schreiner und befinde mich zurzeit in Nord Spanien und arbeite bei einem Holz Surfboard Bauer.
Wann War für dich klar, dass du ins Handwerk möchtest?
Ich habe früher schon immer sehr gerne praktisch und auch viel mit Holz gearbeitet und mit meinem Vater vor allen Dingen immer wieder kleinere Projekte angefangen. Dann nach der Schule habe ich mich trotzdem für ein Studium entschieden, weil ich da so ein bisschen den gesellschaftlichen Druck gespürt habe, aber da nicht das gefunden, was ich gesucht habe. Ich wollte lieber ein bisschen praktischer arbeiten. Und daraufhin habe ich die Tischler Ausbildung angefangen und da das gefunden, was ich gesucht habe.
Welchen Stellenwert hat Arbeit in deinem Leben?
Arbeit hat für mich einen hohen Stellenwert, weil ich sehr viel Zeit damit verbringe. Deswegen ist es mir sehr wichtig, dass ich mich auf meinem Arbeitsplatz verwirklichen kann, dass ich mich wohlfühle mit meinen Arbeitskollegen und den Arbeiten, die ich verrichte und dass ich sinnvoll meine Zeit verbringe und Mehrwert schaffe.
Was begeistert dich an deinem Beruf?
Am Schreinern begeistert mich vor allen Dingen das Material und auch die Sachen, die wir damit bauen.
Ob es jetzt Möbel oder Surfboards sind. Wir produzieren sehr langlebige, sehr schöne Sachen, die zum Teil sogar von Generation zu Generation überdauern können. Und das begeistert mich einfach.
Was brauchst du um gut arbeiten zu können?
Um gut arbeiten zu können, brauche ich vor allen Dingen ein Team, mit dem ich gut kommunizieren kann, mit dem ich mich gut verstehe. Mir ist aber auch wichtig, dass Ordnung herrscht und Strukturen geklärt sind, dass jeder weiß, welche Verantwortung er oder sie trägt. Ja, das sind die wichtigsten Punkte für mich.
Welche Erfahrungen hast du bisher als Mitarbeitender im Handwerk gemacht?
Ich habe ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Als negative Erfahrung habe ich sehr strenge Hierarchien kennengelernt. Die können im Handwerk zwar auch sehr nützlich sein um Arbeitsprozesse zu beschleunigen und um das Arbeiten einfacher zu machen, jedoch fühlt man sich als Azubi dann nicht so richtig wertgeschätzt und man kriegt sehr wenig Verantwortung. Zum anderen habe ich auch zum Teil sehr schlechte Kommunikation erlebt, insbesondere zwischen den Ebenen der Hierarchie.
Aber ich habe auch sehr schöne Erfahrungen gemacht mit meinen Arbeitskollegen, mit denen ich mich zum Teil sehr gut verstanden habe und auch mit den Sachen, die ich bauen durfte. Das war zum Teil sehr schön.
Was denkst du sollte sich im Handwerk verändern?
Ich finde, die strikten Hierarchien, die könnten ein bisschen aufgebrochen werden, so dass Azubis und auch Gesellen ein bisschen mehr Verantwortung gegeben werden kann und dass sie ein bisschen mehr Mitbestimmungsrecht haben. Dadurch würden sie sich, glaube ich, ein bisschen mehr wertgeschätzt fühlen, würden vielleicht ein bisschen motivierter bei der Arbeit sein. Und ich glaube, dass das sehr helfen könnte.
Aber ich finde auch Kommunikation sehr wichtig. In vielen handwerklichen Betrieben fehlt die Kommunikation in der Hierarchie zwischen der Chefebene, zwischen dem Büro und der Werkstatt. Es würde da sehr helfen, wenn man auch mal kleine Probleme ansprechen kann.
Was ich aber auch sehr schön fände, wenn man nicht nur die Wertschätzung innerhalb des Unternehmens, sondern auch ein bisschen die Wertschätzung von außerhalb bekommen würde. Wenn Handwerker an sich der handwerkliche Beruf mehr wertgeschätzt würde gesellschaftlich gesehen, dass Ausbildungen mehr Ansehen bekommen würden und da nicht mehr dieses Stigma herrscht.
Nochmal vielen Dank Arne für die spannenden Einblicke! Was dich als Leser:in außerdem interessieren könnte:
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