Homeoffice Burnout – zwischen Meetings mit Kind und E-Mails Schreiben um Mitternacht

Laut DAK wurde noch nie zuvor bei so vielen Menschen eine psychische Erkrankung diagnostiziert wie in den vergangenen Jahren. Burnout und Depressionen sind zu Volkskrankheiten geworden, die alle Gesellschaftsschichten durchziehen und alle Altersklassen betreffen.

Aufgrund der Belastungen während der Pandemie in den letzten zwei Jahren hat sich diese Problematik noch weiter verschärft. Durch das vermehrte Arbeiten im Home Office wird die Grenze zwischen Arbeit und Privatleben immer fließender, durch Home-Schooling der Kinder stießen viele Eltern bis an die Grenzen des Leistbaren. 


Während Arbeiten von zuhause an sich viele Vorteile mit sich bringt, hat es aber auch dazu geführt, dass Menschen insgesamt länger arbeiten und sich selbst dabei häufig keine angemessenen Grenzen setzen. Der Arbeitstag hat keinen erkennbaren Anfang und kein erkennbares Ende mehr. 

Häufig führt dies dazu, dass man sich in seinem Beruf „verliert“, nicht mehr den Punkt findet, an dem die Arbeit beendet ist und das Privatleben beginnt. Steigender Termindruck sowie die Notwendigkeit viele Dinge zeitgleich erledigen zu müssen, führen schließlich zu den zuvor erläuterten depressiven Erschöpfungs- und sogar Angsterscheinungen.

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Was sind mögliche Anzeichen, die auf ein arbeitsbedingtes Burnout hindeuten?

Die Mayo Clinic benennt hierzu folgende drei Punkte:

  1. sich sowohl körperlich als auch emotional erschöpft fühlen
  2. mangelndes Interesse an der Arbeit und zu wenig Energie, um produktiv zu sein
  3. das Erreichen von Zielen bringt keine Zufriedenheit mehr

Laut einer Umfrage von monster.com leiden etwa zwei Drittel der Mitarbeitenden, die im Homeoffice arbeiten an Burnout-Symptomen, denn sie bleiben länger auf, senden mehr E-Mails und haben insgesamt mehr Meetings, als Angestellte, die ausschließlich im Büro arbeiten.

Cheryl Marks Young (Executive Coach bei Vistage) beschreibt einen relevanten Punkt zum Thema Homeoffice-Burnout: “Now that we think we can work without interruptions, we’re forgetting to interrupt ourselves”. 

Und tatsächlich erfordert die Flexibilisierung der Arbeit sowie der Betriebsstrukturen eine stärkere Selbstorganisation und -regulierung der Mitarbeitenden. Es bedarf sogar eines völlig neuen „Mindsets“, um eine Balance für die Gradwanderung zwischen Selbstverantwortung und -überforderung zu finden. Dass eine solche Veränderung nicht von heute auf morgen passiert, versteht sich von selbst, doch hierbei (wie auch bei vielen anderen Dingen) gilt: Die langsamsten Veränderungen sind die schnellsten! Ein paar Tipps zur besseren Selbstorganisation können helfen, einige Schritte in die richtige Richtung zu gehen und zu einer gesunden Work-Life-Balance beizutragen:

Tipps fürs „healthy homeoffice”:

👍 Zunächst kann eine Auswertung darüber hilfreich sein, wie Du aktuell Deine Tage verbringst und welche Aufgaben, Hobbies, etc. wieviel Zeit täglich in Anspruch nehmen. Das kannst Du sogar sehr bildlich machen, indem Du eine Uhr zeichnest und die einzelnen Punkte im Tagesablauf als „Kuchenstücke“ einträgst. Häufig erlebt man hierbei schon den ersten Aha-Effekt, wenn man unnötige „Zeitfresser“ bildlich vor Augen hat.

👍 Erstelle Dir schon am Vorabend einen Tagesplan für den nächsten Tag. Baue auf jeden Fall auch Pufferzeiten ein, ansonsten hetzt Du vermutlich von einem Termin zum nächsten.

👍 Trage Deine Verfügbarkeiten und Deine „Timeblocker“ in Deinen Business-Kalender ein, sodass auch Deine Kolleg:innen wissen, wann sie Dich am besten erreichen können und wann Du nicht zur Verfügung stehst. Trage Dir hier am besten auch einen festen Slot für eine Mittagspause ein.

👍 Nutze die Mittagspause für einen kleinen Spaziergang oder einen kurzen Plausch mit den Nachbarn – aber auf jeden Fall: esse nicht am Schreibtisch, während Du Emails abarbeitest.

👍 Wenn Du eine riesige Liste an Aufgaben vor Dir hast: drücke die Pause-Taste, trete mental einen Schritt zurück, schau Dir Deine Aufgaben „von oben“ an und dann: 

👍 priorisiere 🡪 was ist wichtig UND dringend?

👍 delegiere, was Du delegieren kannst

👍 sage „Nein“ zu Aufgaben, die Du nicht mehr übernehmen kannst

👍 Wenn möglich, richte Dir ein festes Arbeitszimmer ein, bei dem Du nach Feierabend die Tür auch wirklich zu machen kannst.

👍 Wenn Du auch noch eine Familie zu managen hast: spreche Dich mit Deinem/Deiner Partner*in täglich ab, wer welche Aufgaben übernehmen kann (z.B. Kinder in die Kita oder zum Sport bringen) und räumt Euch gegenseitig Auszeiten ein, in denen jeder den eigenen Hobbies und Interessen nachgehen kann, um neue Energie zu tanken. Auch wenn es schwerfällt, sich am Abend nochmal zum Fitness-Programm aufzuraffen, statt Serien auf Netflix zu schauen: hinterher fühlst Du Dich bestimmt trotzdem besser und energiegeladener 😉

👍 Sind die Kinder zuhause aufgrund von Krankheit oder Home Schooling, ist eine genaue Absprache zwischen den Eltern noch viel wichtiger! Scheue Dich in dem Fall auch nicht, um Hilfe (falls möglich) bei Großeltern, Freunden, etc. zu bitten. Dies ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt, dass Du ein gutes Gespür im Umgang mit Deinen eigenen Ressourcen und Grenzen hast.

👍 Und ganz wichtig: gönne Dir auch Zeiten, in denen Du einfach mal gar nichts tun musst, wenn Dir danach ist

Neben den zuvor genannten Punkten für Angestellte, die im Home Office arbeiten, können auch Unternehmen und Vorgesetzte entscheidend zur mentalen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden beitragen:

Tipps für Unternehmen und Vorgesetzte:

👍 Neben der moralischen Verantwortung sollten Unternehmen die Gesundheit ihrer Belegschaft und eine ausgewogene Work-Life-Balance der Mitarbeitenden schon allein aus ökonomischen Gründen nicht vernachlässigen, denn Arbeitsstress verursacht immense betriebs- und volkswirtschaftliche Kosten, welche vor allem durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Erwerbsunfähigkeit entstehen. 

👍 Mithilfe eines nachhaltigen betrieblichen Gesundheitsmanagements können langfristig erfolgreiche Maßnahmen abgeleitet werden, welche in der Folge auch die jeweilige Unternehmenskultur positiv beeinflussen können.

👍 Regelmäßige 1:1 Gespräche, in denen Vorgesetzte ihre Mitarbeitenden fragen: „Machst Du Pausen? Kümmerst Du Dich um dich selbst?“ können dabei helfen, chronischer Überlastung vorzubeugen.

👍 Vorgesetzte sollten die Anzeichen von Burnout bei Ihren Mitarbeitenden frühzeitig erkennen und in persönlichen Gesprächen mit der jeweiligen Person entsprechende Möglichkeiten zur Unterstützung ausarbeiten.

👍 Weitere Infos und Tipps dazu findest Du auch in unserem nächsten Blogpost zum Thema: „Wie können Arbeitgeber:innen das psychische Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden steigern?“

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