Ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein ist mehr als nur ein nice to have, denn der demographische Wandel macht uns jetzt schon klar, wie wichtig Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist. Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen, dass mit dem Fachkräftemangel auch neues Arbeiten einhergeht.
Laut einer Studie des Bundesministeriums FSFJ von 2019 sind 96,3% der Beschäftigten mit Kindern familienfreundliche Maßnahmen wichtig. 91,7% der Befragten geben an, dass die Maßnahmen ein Ausdruck der Unternehmenskultur ist, in dem der Mensch wichtig ist. Durch die aktuelle Krise und speziell in Zeiten von Kita-Schließungen und Homeschooling, rückt das Thema Familienfreundlichkeit jedoch noch mehr in den Vordergrund.
Was macht einen Arbeitgeber eigentlich familienfreundlich?
Familienfreundliche Arbeitgeber zeichnen sich durch zwei wichtige Eigenschaften aus: Verständnis und Flexibilität – denn genau das brauchen Eltern, um Job und Familie gut vereinbaren zu können. Daher zielen die meisten Maßnahmen auch darauf ab, Eltern mehr Flexibilität in der Arbeitszeit- und ortgestaltung zu geben. Das kann ganz einfach geschehen, indem z. B. flexiblere Arbeitszeit-Modelle angeboten werden. Schon die Möglichkeit der Gleitzeit kann Eltern helfen den Alltag kind- und jobgerecht zu planen. Auch der Wechsel in eine temporäre oder langfristige Teilzeit-Anstellung kann Erleichterung verschaffen. Sollten sich mehrere Mitarbeiter:innen einen Wechsel in die Teilzeit-Anstellung wünschen, kann man die bestehenden Vollzeit-Stellen auch im Rahmen von Job-Sharing auf mehrere Mitarbeiter:innen verteilen. Aufgaben und Arbeitszeiten werden dabei flexibel untereinander verteilt. Einige Unternehmen geben ihren Mitarbeiter:innen auch die Möglichkeit zu einem Sabbatical Year oder langfristigen Arbeitszeitkonten.
Doch nicht nur die Arbeitszeit kann flexibler gestaltet werden. In Bezug auf die Kinderbetreuung spielt auch der Arbeitsort eine entscheidende Rolle. Wenn Arbeitnehmer:innen die Möglichkeit gegeben wird remote zu arbeiten, entfällt die Zeit für Arbeitswege. So kann der Alltag flexibler geplant und z. B. im Fall von Homeschooling auch eine teilweise Betreuung der Kinder sichergestellt werden. Ein Gamechanger für Eltern ist außerdem die Möglichkeit, virtuell an Meetings teilzunehmen statt in Präsenz. Auch bei Weiterbildungsmöglichkeiten können Unternehmen darauf achten, möglichst virtuelle Veranstaltungen anzubieten. Sonderurlaube an besonderen Tagen, sogenannten “Moments of Truth” der Mitarbeiter:innen, wie z. B. dem Tag der Einschulung oder dem Geburtstag des Kindes sind ein Zeichen der Wertschätzung.
Den Maßnahmen sind natürlich keine Grenzen gesetzt. Im Idealfall kann sich ein Unternehmen daran beteiligen Kita-Plätze für ihre Mitarbeiter:innen zu reservieren, professionelle Babysitter bereitzustellen oder eine firmeneigene Kita anzubieten. Auch eine finanzielle Unterstützung, bei der die Kosten der Kinderbetreuung bezuschusst oder komplett vom Unternehmen getragen werden, ist ein beliebter Benefit – ebenso wie Ferienbetreuungen. Einige Unternehmen bieten ihren Angestellten zudem Notfall-Eltern-Kind-Büros, welche kurzzeitig genutzt werden können, falls keine Betreuung gefunden werden kann. Diese sind z. B. mit Spielecken und Beschäftigungsmöglichkeiten ausgestattet. Besonders kleine Firmen haben oft nicht die Kapazitäten eigene Räume zur Verfügung zu stellen. Hier wäre es jedoch eine Möglichkeit, es zumindest zu erlauben, dass Kinder im Notfall mit zur Arbeit gebracht werden können.
Benefits: check! – reicht das?
Um es kurz und schmerzlos zu machen: Nein. Maßnahmen und Benefits sind essenziell und stellen eine von zwei Säulen der Familienfreundlichkeit dar. Die zweite Säule bilden die Werte und die Kultur eines Unternehmens. Im Idealfall lebt ein Unternehmen und dessen Mitarbeiter:innen die Werte, die sie nach außen hin transportieren. Was heißt das nun im Kontext der Familienfreundlichkeit?
In familienfreundlichen Unternehmen sollten die Arbeitnehmer:innen z. B. keine Angst oder Hemmungen davor haben, eine Schwangerschaft zu verkünden. Eine positive Einstellung gegenüber Kindern und Eltern sollte täglich gelebt werden. Dazu müssen Verständnis und Toleranz an der Tagesordnung stehen. Der Care-Arbeit sollte ein genauso großer Beitrag zugemessen werden wie der Lohnarbeit. Auch Väter sollten dazu ermuntert werden Elternzeit in Anspruch zu nehmen. Beschäftigte sollten das Gefühl haben, dass sowohl der Ausstieg in die Elternzeit, als auch ihr Wiedereinstieg begrüßt und gut betreut werden. Workshops zum Zeitmanagement mit Kindern und ein gut geplantes Onboarding nach der Rückkehr aus der Elternzeit sind gleichermaßen nützlich für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber. Auch ein Erstausstattungspaket für werdende Eltern setzt das richtige Zeichen als familienfreundlicher Arbeitgeber und stärkt darüber hinaus auch die Mitarbeiter:innenbindung. Gleichermaßen sollten auch Firmenevents familienfreundlich gestaltet sein, d. h. das Mitbringen von Familienmitgliedern sollte nicht nur erlaubt, sondern bestenfalls sogar erwünscht sein. Letztlich müssen alle Mitarbeiter:innen auch über die neuen Benefits informiert werden – ebenso wie neue Bewerber:innen. Familienfreundlichkeit ist schließlich auch super für das Image eines Unternehmens.
Wie mache ich mein familienfreundliches Unternehmen sichtbar?
Gerne schon in der Stellenanzeige! Darüber hinaus gibt es aber auch auf Familienfreundlichkeit ausgelegte Webseiten, wie bspw. www.superheldin.io. Hier werden hauptsächlich weibliche Arbeitnehmerinnen angesprochen. Superheldin kann beim Erstellen einer passenden Stellenanzeige unterstützen und sorgt dafür, dass die Bewerber:innen ihr familienfreundliches Unternehmen auch finden. Abschließend noch ein kleiner, zwar nicht geheimer, aber doch oft vergessener Tipp: Mitarbeiter:innen zu animieren Bewertungen auf www.kununu.de zu verfassen und speziell auf das Thema Familienfreundlichkeit einzugehen.
Ein Resümee
Der Weg hin zum familienfreundlichen Arbeitgeber ist gar nicht so komplex, aber er erfordert gleichermaßen Verständnis und Flexibilität sowohl vom Unternehmen und seinen Prozessen selbst, als auch von allen Mitarbeiter:innen. Dem Arbeitgeber stehen dabei viele verschiedene Maßnahmen zur Verfügung, aber nicht alle müssen zwingend zum Einsatz kommen. Unsere Empfehlung: Sprecht mit Euren Mitarbeiter:innen! Was ist ihnen wichtig? Was brauchen sie? Was wünschen sie sich? Haben sie vielleicht schon Ideen im Kopf? Familienfreundlichkeit kann für den einen räumliche Flexibilität, für den anderen zeitliche Flexibilität und wieder andere finanzielle Unterstützung bedeuten. Idealerweise könnt Ihr als Arbeitgeber individuelle Unterstützungsmöglichkeiten anbieten.