Work-Life-Balance. Diese Anforderung an die heutige Arbeitswelt wird für Arbeitnehmer:innen immer wichtiger. War die 40-Stunden-Woche früher der Standard, führt sie heute bei vielen Menschen zu geistiger Erschöpfung und gesundheitlichen Beschwerden. Der Trend geht daher immer mehr in Richtung 32-Stunden-Woche. Von der Stundenreduktion erhoffen sich Unternehmen mehrere Benefits, darunter natürlich, dass gesundheitlichen Beschwerden vorgebeugt und Burnout vermieden werden kann. Aber auch, dass Arbeitnehmer:innen ihre Zeit effizienter nutzen können und vor allem mehr Zeit für die Dinge haben, die ihnen wichtig sind. Die 32-Stunden-Woche kann also eine Maßnahme von New Work sein. Menschen sollen so mehr Freiheit erlangen, sich gleichzeitig aber im Rahmen des Unternehmens als Persönlichkeit so weiterentwickeln, wie sie das wirklich wollen. Nicht nur wir haben Gefallen an der 32-Stunden-Woche gefunden, sondern auch das Team von einhorn. Gemeinsam teilen wir unsere Überzeugung, dass New Work unsere Arbeitswelt positiv verändern kann.
Shoutout an einhorn!
Eine 32-Stunden-Woche, unlimitierten Urlaub und keine Chefs. Geht das? einhorn findet: JA! Das geht. einhorn lebt New Work. Und so kam es dazu, dass sie vor einigen Monaten die 32-Stunden Woche eingeführt haben. Die Arbeit bei einhorn ist alles andere als klassisch. Es gibt unbegrenzte Urlaubstage, keine Chefs und demokratische Gehälter. Die Flexibilität für die Mitarbeitenden ist hoch und das wird sehr geschätzt.
Wir finden es großartig, dass einhorn New Work groß schreibt und, wie sie es erfolgreich geschafft haben, eine gute Work-Life-Balance für ihre Mitarbeitenden zu gestalten. Unser Shoutout geht deshalb an das Team von einhorn!
Wir haben mit Francesca Pallentin, Teil des People Rats bei einhorn, gesprochen und ihr einige Fragen gestellt.
1.Was bedeutet New Work für euch?
New Work ist bei uns ein Prozess. Wir machen das schon ziemlich von Anfang an. Spätestens seit unserem Team Offsite 2016 haben wir angefangen uns intensiver mit New Work auseinanderzusetzen und auch viele Bücher darüber zu lesen. Uns ist es wichtig, über die Grenzen hinaus zu denken und Sachen in Frage zu stellen und Arbeit neu zu definieren.
Was ist eigentlich Arbeit? – Darüber hat man individuelle Ansichten. Wir wollen auf die Individuen in unserem Team eingehen und die Menschen Mensch sein lassen. Wir passen uns unseren Teammitgliedern an, als dass sie sich bei Einhorn reinquetschen müssen. Es ist uns wichtig Dinge zu hinterfragen, wie sie in der old economy gehandhabt werden und zu schauen, wie man das angenehmer gestalten kann, damit sich Arbeit nicht nach Arbeit anfühlt.
2.Ist jedes Unternehmen in der Lage, New Work zu leben und einzuführen?
Das hoffen wir stark. Es ist bei größeren Konzernen ein langwieriger und schwieriger Prozess, die alten Strukturen zu durchbrechen. Die Bereitschaft ist bei den großen Playern da, aber die Umsetzung ist immer schwierig. Wir finden natürlich, dass New Work überall langsam angekommen sein sollte, aber es fühlt sich auch danach an, dass die Leute offener dafür werden.
3.Bei Einhorn gibt es keine Chefs, das ganze Team trifft Entscheidungen. Ist es nicht mühsam, immer mit allen Mitarbeitenden einen Termin zu finden, um Entscheidungen zu treffen? Wie läuft ein Entscheidungsprozess bei euch von Anfang bis Ende ab?
Entscheidungen sind bei Einhorn ein großes Thema. Die Prozesse ziehen sich bei uns deutlich in die Länge, weil immer wieder in Diskussionen gegangen wird. Mittlerweile sind wir soweit, dass wir kleinere Gruppen und Teams gebildet haben, sodass in kleineren Gruppen Entscheidungen getroffen werden können. Aber manchmal denkt man immer noch, es gibt versteckte Hierarchien. Es ist alles noch nicht ganz aufgelöst, wodurch der Prozess schwieriger gestaltet wird, aber wir sind auf einem guten Weg, wie Entscheidungen getroffen werden. Bei größeren Entscheidungen, die getroffen werden, haben wir ein Entscheidungskonzept nach Konsens-Stufen. Jeder, der sich bei dem Entscheidungs-Thema angesprochen fühlt, kann sich dazu äußern und dann wird sich in einer Runde getroffen und das besprochen. Bei kleineren Entscheidungen, die die einzelnen Teams betreffen, wie zum Beispiel Marketing, entscheidet das Team für sich selbst und bespricht nicht mit der großen Gruppe das Thema. Nur bei größeren Team-Entscheidungen, wie beispielsweise bezüglich der neuen Produkte, ist es schwieriger. Einige von uns wissen nicht, welche Folgen manche Entscheidungen haben und dann entsteht Überforderung und Stagnation, dadurch passiert eine Zeit lang nichts.
4.Was macht ihr bei Anfragen, bei denen schnell Entscheidungen getroffen werden müssen?
Wir lassen uns von außen nicht hetzen. Wir versuchen, den Druck vom Team zu nehmen und abzuhalten. Und nichts ist so dringend, dass man es jetzt sofort entscheiden muss. Wenn dann doch etwas kritisch ist, sind es oft Waldemar und Philip, die einspringen, da sie als offizielle Geschäftsführer eine andere Wirkung nach außen haben. Daher ist es auch leider immer noch so, dass sie von außen anders wahrgenommen werden und eine andere Wirkung erzeugen und uns quasi ‘den Arsch retten’ :D.
5.Ihr lebt New Work im gesamten Unternehmen. Ihr habt die 32-Stunden-Woche erst eingeführt und sogar unlimitierten Urlaub. War es schwer, all die Dinge zu etablieren und wie wurde das von den Mitarbeitenden angenommen?
Bei uns gab es schon länger den Trend, dass die meisten Personen schon weniger als 40 Stunden gearbeitet haben. Die 32-Stunden-Woche ist auch eigentlich nur der erste Schritt zu ‘Arbeit neu denken – Was ist eigentlich Arbeit?’. Bei uns sitzt auch keiner mit einer Stoppuhr und wir haben auch kein Zeiterfassungssystem. Wir können und wollen gar nicht prüfen, wie viel Stunden abgerissen werden, sofern die Arbeit erledigt ist und das Geschäft läuft, wie es laufen soll. Wir wissen auch zu 100%, dass wenn es brennt oder es hart auf hart kommt, dann gehen unsere Mitarbeitenden auch die extra Meile, sie packen mit an und arbeiten auch gerne länger als ihre 32-Stunden.
Die Einführung war auch überhaupt nicht schwer. Die Leute haben es auch sehr gut angenommen und sich alle gefreut. Klar gab es ein paar Rückfragen, ob wir das alles schaffen mit dem Arbeitspensum. Aber wir haben gemerkt, es hat sich nichts verändert. Wir sind genauso produktiv wie vorher. Wir schaffen dadurch nicht weniger und fürs Well-being im Team hatte es einen sehr positiven Effekt.
6.Aus eurer Perspektive als New Work Versteher – Was müssen Arbeitgeber:innen tun, um New Work gut in ihrem Unternehmen zu etablieren?
Sie müssen lernen loszulassen. Vertrauen in deren Mitarbeiter:inen zu haben und Verantwortung abgeben zu können, ist gar nicht so einfach, besonders für die ganzen Chefs, die es so gibt. Auch bei Philip und Waldemar war es ein langwieriger Prozess. Sie haben aber gemerkt ‚Hey, es braucht uns nicht’, unser Team hat genug Kompetenzen in sich, um auch Herausforderungen allein meistern zu können. Deswegen ganz klar: Einfach loslassen und vertrauen!
Vielen Dank an einhorn für euren Einsatz & an Francesca Pallentin für die spannenden Einblicke in eure grandiose Arbeit!