Unternehmer in Belangen der Mitarbeiterführung zu begleiten, ist eine meiner Kernaufgaben seit nun fast 10 Jahren. Was ich daraus gelernt habe und was ich gerne weitergeben möchte, möchte ich in den nächsten Wochen in Form einer Artikel-Reihe veröffentlichen. Die Mitarbeiterführung für Geschäftsführer und Unternehmer steht dabei im Fokus und wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Heute geht es um die Frage:
„Wie schaffe ich es, mich ausschließlich mit den wichtigen Personalthemen zu beschäftigen und die unwichtigen auszulassen?“
Für diese Frage bekommt jeder Geschäftsführer von mir erstmal 100 Punkte. Denn diese Frage beantworte ich gerne mit Gegenfragen (eine mögliche Lösung gibt es weiter unten im Text).
- Woran machst Du wichtige Personalthemen fest? Und wie unterscheidest Du wichtige von unwichtigen Personalthemen?
Jetzt könnte man sagen, naja wichtig sind zum Beispiel: strategische Besetzung von erfolgsrelevanten Positionen im Unternehmen. OK, valid point.
Aber auch hinter einer augenscheinlich unwichtigen Thematik, wie zum Beispiel:
,,Das Team wird sich nicht einig, wer wann Urlaub machen darf.“
oder
,,Mal wieder sind es die Gleichen, die die Spülmaschine aus und einräumen, während andere ihre Kaffeetasse einfach auf der Küchentheke abstellen.“
verstecken sich häufig komplexere Thematiken. Die Frage, ob sich damit wirklich der Geschäftsführer/ die Geschäftsführerin auseinandersetzen muss ist trotzdem erstmal gerechtfertigt. Wie immer ist die erste Antwort auf diese Frage ein: ,,Kommt darauf an.“ Und dabei kommt es auf verschiedene Dinge an:
Mir ist schon klar, ein Geschäftsführer hat sehr viele, diverse Themen auf seinem Tisch liegen. Viele Entscheidungen müssen zeitnah und/oder unter Druck gefällt werden, da macht die Thematik, wer mal wieder die Spülmaschine nicht ausgeräumt hat einen eher banalen Eindruck. Immerhin ist die Zeit, die jeder von uns zur Verfügung hat nunmal begrenzt. Allerdings ist die Offenheit, die in einem Unternehmen herrscht, wenn Mitarbeiter mit scheinbar banalen Themen zum Geschäftsführer oder der Leitungsebene kommen, ein gutes Zeichen. Das spricht für ein vertrauensvolles Verhältnis, offenen Umgang und erwünschtes kritisches Denken.
Betrachtet man es ein wenig differenzierter, hilft es zu bedenken, dass Menschen nicht schwarz oder weiß, wichtig oder unwichtig, gut oder schlecht, happy oder unhappy ticken. Die Mitarbeiter, die in Unternehmen arbeiten, sind Menschen mit Persönlichkeiten, Stärken und persönlichen Geschichten. Es hilft nichts, Mitarbeiter als Mitarbeiter zu betrachten, sondern vielmehr macht es Sinn Mitarbeiter als Menschen zu betrachten. Wenn ich das voraussetze, wird eines plötzlich klar: Jeder bringt etwas mit auf die Arbeit, nämlich seine Individualität. Und das widerrum bedeutet, ich kann keine Schablone über meine Mitarbeiterschar legen, keine vorgefertigte Companyculture, die eine bestimmte Attitüde voraussetzt, sondern mir muss als Geschäftsführer klar sein, dass ich als Person zwar maßgeblich die Kultur in der Organisation beeinflusse, aber nicht die absolute Macht darüber habe.
Nehmen wir also an, dass die Mitarbeiter in einem Unternehmen Persönlichkeiten und keine Maschinen sind, dann ist es nur verständlich, dass unterschiedliche Temperamente, Kulturen, Sichtweisen und Herangehensweisen aufeinanderstoßen. Je diverser desto herausfordernder. Diversivität hat aber auch jede Menge Vorteile. Sie bringt nachweislich mehr Ideen, Innovation und Erfolg in Unternehmen. Und genau da sollte jeder Geschäftsführer ansetzen.
Zwei Fragen, die jeder stellen darf, wenn mal wieder eine (augenscheinlich) unwichtige Diskussion aufkommt, von der man glaubt sie raube nur Zeit:
,,Was ist gerade das sinnvolle an dieser Diskussion?“
Denn damit kommt man als Führungsperson aus der Bredouille eine Lösung für den-/diejenige zu finden. Es gilt schließlich, die Mitarbeiter und Kollegen selbst in die Lösungsdenke zu bringen. Und zweitens könnte eine sinnvolle Frage lauten:
,,Wie kann diese Diskussion zu unserem Unternehmenserfolg beitragen?“
Die Mitarbeiter kommen damit wieder auf die eigentliche Daseinsberechtigung des Unternehmens zurück. Die Frage hilft jedem dabei, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: nämlich Lösungen für den Unternehmenserfolg zu finden. Das ist schließlich der gemeinsame Nenner aller, die im Unternehmen arbeiten. Fokussiert man sich in Gesprächen darauf, kann man sehen wie unwichtige Themen plötzlich entweder verschwinden, oder das wichtige hinter der Thematik hervorkommt.
Bringen wir es auf den Punkt: Augenscheinlich unwichtige Themen, die bei Geschäftsführern aufschlagen, sind meist nicht unwichtig. Häufig nur ein Zeichen dafür, dass die Führungsspanne zu groß geworden ist und eventuell jemand im Unternehmen mit den Personalthemen betraut werden sollte. Ganz wird sich eine Geschäftsführerin allerdings nicht der Personalthemen entledigen können, da diese IMMER zum Job des Geschäftsführers dazu gehören.
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Zuerst erschienen auf LinkedIn am 19.05.2020