Deutschland hat weltweit den Ruf, besonders korrekt, fleißig und effizient zu arbeiten (wenn man sich Baustellen auf deutschen Autobahnen anguckt, bezweifle ich das ja). Schneller, weiter, besser ist sicherlich in vielen Unternehmen ein ständiges Ziel. Aber ist eine hohe Effizienz überhaupt so erstrebenswert? Was macht eine solche Arbeitsweise mit den Mitarbeitenden? Und kann ein Unternehmen auch profitieren, wenn auch mal auf Effizienz verzichtet wird?
Ja, ok, der Titel hat’s eh schon verraten. Effizienz hat nicht nur Vorteile. Aber was heißt denn eigentlich, effizient zu arbeiten? Effizienz ist die Kombination aus intelligenter Planung und zielgerichtetem Aufwand. Idealerweise wird damit mehr Arbeit in kürzerer Zeit geschafft. Aber was macht man dann mit der gewonnenen Zeit? Noch mehr Aufgaben übernehmen? Das kann irgendwann nur dazu führen, dass man sich ständig fragt, ob man nicht noch schneller und noch mehr arbeiten könnte und sollte. Der perfekte Start ins Burnout!
Die 40-Stunden-Woche abzuschaffen und ein flexibles Arbeitszeitenmodell einzuführen, wären beispielsweise Möglichkeiten, die durch Effizienz gewonnene Zeit zur Work-Life-Balance zu nutzen. Das erfordert natürlich Mut und die Bereitschaft, sich vom bisherigen Arbeitsmodell zu trennen und Neues auszuprobieren.
Doch Effizienz bringt noch eine weitere Gefahr mit sich. Ein Arbeitsstil, der nur auf Geschwindigkeit und Leistung ausgerichtet ist, nimmt die Möglichkeit für kreatives und innovatives Denken. Innovation bedeutet, viele Ideen zu entwickeln und einige anschließend wieder zu verwerfen. Es geht also erst einmal um Quantität, aus der dann die Qualität heraus gefiltert wird. Das passiert häufig in ständigen Wiederholungsschleifen der Entwicklung, Überprüfung und Anpassung. Aber in auf Effizienz ausgerichteten Unternehmen ist dafür kaum Raum. Innovationsprozesse brauchen Zeit und sind oberflächlich betrachtet wenig effizient. Doch nur, weil es gerade im Unternehmen gut läuft, heißt das nicht, dass es auch in Zukunft immer so laufen wird.
Um ein Unternehmen dauerhaft erfolgreich zu halten, müssen Veränderungsprozesse angestoßen werden, um sich an den Wandel der Umstände anzupassen oder diesem sogar voraus zu sein. Innovation ist in diesem Fall hilfreicher als Optimierung. Deshalb sollte das Innovationsmanagement nicht in der Effizienzkultur untergehen. Es müssen Räume geschaffen werden, um kreatives Denken, Ausprobieren und ganz besonders auch Fehler zu ermöglichen. Effizientes Arbeiten ist oft darauf ausgerichtet, dass keine Fehler passieren sollen. Doch eine positive Fehlerkultur fördert Innovationen und steigert gleichzeitig das Vertrauen und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.