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Case Story Solvis – New Work im Handwerk

Solvis ist ein ganz besonderes Projekt für hppyppl und hebt sich von den üblichen Projekten deutlich ab. Die Firma Solvis mit Hauptsitz in Braunschweig entwickelt effiziente Hybrid-Heizsysteme mit erneuerbaren Energien und integrierter Warmwassertechnik. Der Leiter von Produktion und Lager bei Solvis kam mit dem Anliegen auf uns zu, New Work im handwerklichen Bereich zu etablieren. 

In wiefern sich das für uns von üblichen Projekten abhebt, wie ihre Journey abgelaufen ist und welche Learnings Solvis und hppyppl mitnehmen konnten, erfährst Du, wenn Du weiterliest.

Als kleinen Bonus teilt Sonja am Ende noch ihre Top 5 Tipps für New Work in handwerklichen Berufen.

1. Was hat den Solvis Case so besonders gemacht? Und wie hat es sich von den üblichen hppyppl Projekten abgehoben?

Ja, es ist total speziell, weil wir es hier mit Leuten zu tun haben, die alle aus dem handwerklichen Bereich kommen. Normalerweise arbeiten wir mit Menschen, die vorwiegend „Wissensarbeiter“ sind. Sie haben einen Schreibtisch und einen Job, der sehr ähnlich ist wie unser eigener, das heißt, sie organisieren sich viel digital. Die Leute in Produktion und Lager haben ganz andere Berufe. Sie packen im wahrsten Sinne des Wortes an, damit diese Firma ihr Versprechen zum Kunden halten kann. Das muss man sich wirklich so vorstellen wie einen ganz klassischen Industriebetrieb – ein riesiges Lager mit ganz vielen Materialien, Hochregallagern und Heizsystemen, die zusammengebaut, gefertigt und nach Kundenwünschen konfiguriert werden. All das muss gut wie die Zahnräder ineinandergreifen, damit am Ende der Kunde, der eine Heizung, eine Wärmepumpe oder eine Solaranlage bestellt, genau das kriegt, was er braucht.

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2. Und das Anliegen war dann welches? Beziehungsweise, was war das „Problem” ?

Solvis möchte gern die Menschen befähigen, ihre Arbeitsbedingungen selbst mitzugestalten und zu verbessern. Flexible Arbeitszeiten oder von Zuhause aus arbeiten kamen jedoch nicht infrage. Aber New Work ist ja viel mehr als nur von Zuhause aus arbeiten.

Zum Beispiel: Wie kommunizieren wir miteinander? Wie sind unsere Prozesse und Strukturen? Wie teilen wir Verantwortung untereinander auf?

Und da war es unserem Auftraggeber daran gelegen, jemanden als „Lotsen“ zu haben, um dem Team zu helfen, Veränderungen anzustoßen, um die Zusammenrbeit anders – effizienter, partnerschaftlicher und reibungsloser – zu gestalten. Und genau diese Lotsen-Funktion hatten wir dann von hppyppl.


3. Wie seid ihr vorgegangen? Und wie habt ihr angefangen?

Normalerweise fangen wir damit an, dass wir erst einmal verstehen, wie diese Leute ticken und was sie tatsächlich brauchen. Wir haben eine Serie von Workshops aufgesetzt, die der „Design Thinking Logik“ folgen. Wir begannen damit zu fragen “Was genau ist die Herausforderung im Arbeitsalltag?” Als wir das verstanden hatten, gingen wir gemeinsam in die Generierung von Ideen. Nach der Ideengenerierung wurden sogenannte Prototypen getestet, um neue Dinge im Kleinen einmal auszuprobieren und dann zu skalieren, was gut funktioniert hat.

Im Fall von Solvis war das zum Beispiel, dass die Leute im Lager und der Produktion, die beide stark voneinander abhängen, im Umgang oft ungeduldig miteinander waren, weil sie nicht genau verstanden, was die Herausforderungen im jeweiligen Bereich sind. 

Die Überlegung: Wie wäre es denn, wenn man einfach mal ein, zwei Tage die Plätze tauscht? 

Ein kleiner Prototyp, der ausprobiert wurde, um das gegenseitige Verständnis zu fördern und jetzt tatsächlich regelmäßig zur Anwendung kommt.

Nach dem Ausprobieren der Prototypen werden die „Learnings“ gesammelt: Was hat gut funktioniert, was nicht? Wovon wollen wir mehr machen?

Häufig tauchen im Laufe der „Journey“ noch andere Dinge auf. In diesem Fall die Führungsrolle „Koordinator“, die zwar nicht disziplinarisch vorgesetzt ist, aber trotzdem dafür sorgen soll, dass alle gut zusammenarbeiten. Diesen Führungskräften fehlte in ihrer Rolle ein bisschen das Werkzeug – Also: Wie gehe ich mit Konflikten um? Wie verhalte ich mich in brenzligen Situationen? Wie kann ich dazu beitragen, dass die Leute einen guten Job machen? Speziell für diese haben wir dann ein Führungstraining entwickelt und umgesetzt.

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4. Ich sehe die Themen Führung, Kommunikation und Prozesse – aber losgelöst von technischen Tools. Also Sachen, die jeder umsetzen könnte, egal welche Branche?

Absolut. Und vielleicht kommen dann noch Aspekte dazu wie Gesundheitsmanagement und Unfallprävention. Also: Was kann ich als Arbeitgeber beitragen, damit die Leute gesund bleiben, auch bei ihrer Arbeit?


5. Gibt es ein Ergebnis, das du präsentieren könntest? Oder wie ging es weiter? Ist das jetzt beendet?

Wir hatten jetzt noch einen Workshop als Abschluss des Parts mit den Führungskräften. Der andere Teil, also die „New Work Journey“ für Lager und Produktion, ist bereits zu Ende. Das ist total in unserem Sinne, denn wir wollen ja nicht, dass die Firmen dauerhaft auf uns angewiesen sind, sondern irgendwann selbstständig weitermachen können.

Wir haben die Firma ungefähr ein Jahr lang auf ihrem Weg zu etwas mehr New Work begleitet und sind ganz happy mit dem Ergebnis. 

Obwohl die Workshops für die Teilnehmenden teilweise recht anstrengend waren, weil diese Art zu arbeiten sehr anders ist als das was sie gewohnt sind, waren die Rückmeldungen durchweg sehr positiv. Die Leute schätzen es, in solche Prozesse aktiv involviert zu sein und selbst zu überlegen, wie sich sich am besten organisieren. Das wirkt viel motivierender als wenn „die Chefs“ sich das ausdenken und man am Ende dann einfach nur etwas umsetzt, das vielleicht gar nicht so richtig zur eigentlichen Herausforderung passt.  Innovationen und Verbesserungsideen, die wirklich aus der Mannschaft kommen sind da viel kraftvoller und nachhaltiger.


6. Zum Schluss: Was sind deine Top 5 Tipps für New Work in handwerklichen Berufen?

Tipp 1: 

Es geht am besten nur partizipativ, das heißt, mit den Leuten und nicht über deren Köpfe hinweg. Natürlich kann man schwer mit 70 Leuten einen Workshop gestalten, einerseits weil dann der Betrieb komplett stillstehen würde und andererseits weil es sich in kleineren Gruppen von 6-12 Personen viel effizienter arbeiten lässt. Deswegen haben wir in der Serie von Workshops immer in wechselnder Besetzung gearbeitet. So waren im Laufe der Journey viele Menschen mit dem Thema in Kontakt und konnten sich und ihre Perspektive einbringen.

Tipp 2: 

Erstmal mit dem arbeiten, was schon da ist: Was läuft gut? Wo können wir mehr machen? 

Zum Beispiel hatte eine Person eine tolle Idee, wie man die Ablage besser organisieren könnte, hat das aber nur in ihrem Bereich gemacht. Und da war es total einfach zu sagen: Guck mal, wie wäre es denn, wenn wir das in anderen Bereichen auch machen?

Nicht den Trends nachlaufen, sondern wirklich schauen, was braucht es an der Stelle, das hilfreich ist.

Tipp 3: 

Mutig hinterfragen, aber klein handeln. Also jetzt nicht ewig komplizierte Ideen entwickeln, die ganz lange Vorlaufzeit brauchen und super teuer sind, sondern kleine Hacks, die in die richtige Richtung gehen und sich schnell umsetzen lassen. Und dann testen mit dem Anspruch  “selbst wenn es nicht funktioniert, ist es eine wertvolle Erkenntnis”. 

Zusammengefasst: Je kleiner die einzelnen Interventionen sind, desto leichter lassen sie sich umsetzen. Dann hast du einen “Dominoeffekt”. Wenn die Leute sehen, ach guck mal, da hat man mal was anderes gemacht und das hat funktioniert, dann macht es viel mehr, als wenn du im stillen Kämmerlein über vier Monate irgendetwas planst, das dann Ewigkeiten nicht das Licht der Welt erblickt.

Tipp 4:

Öfter mal rausgehen! Eine ganz simple aber sehr wirksame Intervention war in unseren Workshops der “Walk to talk” bei dem wir die Teilnehmenden aus Spaziergänge geschickt haben, um sich mit einem Thema oder einer Fragestellung zu befassen und auszutauschen. Diese Runden an der frischen Luft halfen ganz enorm dabei, einander zuzuhören, zu verstehen und darauf aufbauend auf neue Ideen zu kommen

Tipp 5: 

Erfolge feiern ist total wichtig. Für uns ist es immer ganz zentral, wenn wir mit den Leuten wieder zusammengekommen sind – zwischen den Workshops liegen oft ein oder zwei Monate – zu gucken, was habt ihr eigentlich gemacht in der letzten Zeit und was hat gut funktioniert und das entsprechend zu würdigen.

Sowohl im Handwerk als auch bei unseren normalen „Wissensarbeiter-Jobs“ neigen wir immer dazu zu sagen, was kommt als nächstes, was kann man noch besser machen? Und da müssen wir uns alle mal dran erinnern, wie wichtig und wie wertvoll es ist, kurz innezuhalten und zu sagen: „Ganz schön viel geschafft die letzten sechs Monate!“

Vielen Dank an Solvis für die spannende Journey, die Learnings und die neuen Erfahrungen, die wir sammeln durften. Denn es ist unser Ziel, neue Wege zu finden, um das Arbeitsleben noch besser zu gestalten, unabhängig von der Branche.

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