4. Ich sehe die Themen Führung, Kommunikation und Prozesse – aber losgelöst von technischen Tools. Also Sachen, die jeder umsetzen könnte, egal welche Branche?
Absolut. Und vielleicht kommen dann noch Aspekte dazu wie Gesundheitsmanagement und Unfallprävention. Also: Was kann ich als Arbeitgeber beitragen, damit die Leute gesund bleiben, auch bei ihrer Arbeit?
5. Gibt es ein Ergebnis, das du präsentieren könntest? Oder wie ging es weiter? Ist das jetzt beendet?
Wir hatten jetzt noch einen Workshop als Abschluss des Parts mit den Führungskräften. Der andere Teil, also die „New Work Journey“ für Lager und Produktion, ist bereits zu Ende. Das ist total in unserem Sinne, denn wir wollen ja nicht, dass die Firmen dauerhaft auf uns angewiesen sind, sondern irgendwann selbstständig weitermachen können.
Wir haben die Firma ungefähr ein Jahr lang auf ihrem Weg zu etwas mehr New Work begleitet und sind ganz happy mit dem Ergebnis.
Obwohl die Workshops für die Teilnehmenden teilweise recht anstrengend waren, weil diese Art zu arbeiten sehr anders ist als das was sie gewohnt sind, waren die Rückmeldungen durchweg sehr positiv. Die Leute schätzen es, in solche Prozesse aktiv involviert zu sein und selbst zu überlegen, wie sich sich am besten organisieren. Das wirkt viel motivierender als wenn „die Chefs“ sich das ausdenken und man am Ende dann einfach nur etwas umsetzt, das vielleicht gar nicht so richtig zur eigentlichen Herausforderung passt. Innovationen und Verbesserungsideen, die wirklich aus der Mannschaft kommen sind da viel kraftvoller und nachhaltiger.
6. Zum Schluss: Was sind deine Top 5 Tipps für New Work in handwerklichen Berufen?
Tipp 1:
Es geht am besten nur partizipativ, das heißt, mit den Leuten und nicht über deren Köpfe hinweg. Natürlich kann man schwer mit 70 Leuten einen Workshop gestalten, einerseits weil dann der Betrieb komplett stillstehen würde und andererseits weil es sich in kleineren Gruppen von 6-12 Personen viel effizienter arbeiten lässt. Deswegen haben wir in der Serie von Workshops immer in wechselnder Besetzung gearbeitet. So waren im Laufe der Journey viele Menschen mit dem Thema in Kontakt und konnten sich und ihre Perspektive einbringen.
Tipp 2:
Erstmal mit dem arbeiten, was schon da ist: Was läuft gut? Wo können wir mehr machen?
Zum Beispiel hatte eine Person eine tolle Idee, wie man die Ablage besser organisieren könnte, hat das aber nur in ihrem Bereich gemacht. Und da war es total einfach zu sagen: Guck mal, wie wäre es denn, wenn wir das in anderen Bereichen auch machen?
Nicht den Trends nachlaufen, sondern wirklich schauen, was braucht es an der Stelle, das hilfreich ist.
Tipp 3:
Mutig hinterfragen, aber klein handeln. Also jetzt nicht ewig komplizierte Ideen entwickeln, die ganz lange Vorlaufzeit brauchen und super teuer sind, sondern kleine Hacks, die in die richtige Richtung gehen und sich schnell umsetzen lassen. Und dann testen mit dem Anspruch “selbst wenn es nicht funktioniert, ist es eine wertvolle Erkenntnis”.
Zusammengefasst: Je kleiner die einzelnen Interventionen sind, desto leichter lassen sie sich umsetzen. Dann hast du einen “Dominoeffekt”. Wenn die Leute sehen, ach guck mal, da hat man mal was anderes gemacht und das hat funktioniert, dann macht es viel mehr, als wenn du im stillen Kämmerlein über vier Monate irgendetwas planst, das dann Ewigkeiten nicht das Licht der Welt erblickt.
Tipp 4:
Öfter mal rausgehen! Eine ganz simple aber sehr wirksame Intervention war in unseren Workshops der “Walk to talk” bei dem wir die Teilnehmenden aus Spaziergänge geschickt haben, um sich mit einem Thema oder einer Fragestellung zu befassen und auszutauschen. Diese Runden an der frischen Luft halfen ganz enorm dabei, einander zuzuhören, zu verstehen und darauf aufbauend auf neue Ideen zu kommen
Tipp 5:
Erfolge feiern ist total wichtig. Für uns ist es immer ganz zentral, wenn wir mit den Leuten wieder zusammengekommen sind – zwischen den Workshops liegen oft ein oder zwei Monate – zu gucken, was habt ihr eigentlich gemacht in der letzten Zeit und was hat gut funktioniert und das entsprechend zu würdigen.
Sowohl im Handwerk als auch bei unseren normalen „Wissensarbeiter-Jobs“ neigen wir immer dazu zu sagen, was kommt als nächstes, was kann man noch besser machen? Und da müssen wir uns alle mal dran erinnern, wie wichtig und wie wertvoll es ist, kurz innezuhalten und zu sagen: „Ganz schön viel geschafft die letzten sechs Monate!“
Vielen Dank an Solvis für die spannende Journey, die Learnings und die neuen Erfahrungen, die wir sammeln durften. Denn es ist unser Ziel, neue Wege zu finden, um das Arbeitsleben noch besser zu gestalten, unabhängig von der Branche.