Die lernende Organisation – So werden Organisationen zu lernenden Organismen

Die heutige (Arbeits-)Welt ist geprägt von stetigem Wandel. In diesem Kontext begegnet man dem Begriff „lernende Organisation“ immer häufiger. Doch was steckt hinter diesem Konzept? Was zeichnet eine lernende Organisation aus? Wie werden Organisationen zu lernenden Organismen? All diese Fragen beantworten wir Euch in diesem Blogpost! 


Was bedeutet “lernende Organisation”?


Für den Begriff “lernende Organisation” gibt es bis dato keine konkrete Definition. Eingeführt wurde das Konzept Anfang der 90er Jahre durch Peter M. Senge. Es beschreibt denjenigen Zustand einer Organisation, in dem Veränderungen antizipiert werden und somit Teil des Arbeitsalltags sind. In einer lernenden Organisation befindet sich jedes Individuum in einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Das Lernen von- und miteinander, also ein größtmöglicher Wissensaustausch, ist das Ziel jeder lernenden Organisation.


Was zeichnet lernende Organisationen aus?

#1 Handlungsfähigkeit

Lernende Organisationen zeichnen sich durch ihre Fähigkeit zur stetigen Veränderung aus. Das können positive Veränderungen im Sinne von Innovationen und kontinuierlichen Verbesserungen sein, aber auch Veränderungen, die als Konsequenz einschneidender Ereignisse folgen müssen, z. B. in akuten Krisen. In jedem Fall sind lernende Organisationen aber stark anpassungsfähig. Sie warten nicht auf Veränderungen, sie erwarten Veränderungen und sind deshalb schnell handlungsfähig, sobald es notwendig wird.

#2 Selbstorganisation

In lernenden Organisationen findet man in der Regel weder starre Hierarchien noch haufenweise Vorschriften und Regeln, vielmehr organisieren sie sich selbst. Das heißt, dass Verantwortung nicht an bestimmte Personen geknüpft ist, sondern an Rollen. Konkreter gesagt bedeutet das, dass nicht immer dieselbe Person in der Führungsverantwortung steht, sondern lediglich dieselbe Rolle, die aber je nach Projekt immer von verschiedenen Personen ausgeführt werden kann. Welche Person im aktuellen Projekt dann in der Führungsrolle agiert, wird gemeinsam im Team entschieden. Dabei existieren auch mehrere Stufen der Selbstorganisation mit unterschiedlich ausgeprägtem Autonomiegrad. Selbstorganisation bringt viele Vorteile mit sich. Zum einen steigert ein großer Handlungsspielraum die Motivation und das Gefühl der Wertschätzung der Mitarbeitenden, zum anderen erhöht diese Form der Organisation die Flexibilität eines Unternehmens und sichert somit auch dessen Handlungsfähigkeit.

#3 Wissensmanagement

Wissen ist die Voraussetzung für die Handlungsfähigkeit eines Unternehmens und somit für Innovationen. Lernende Organisationen leben vom kollektiven Lernen. Sie fundieren darauf, Wissen auszutauschen und neues Wissen zu generieren. Ein zentraler Bestandteil jeder lernenden Organisation ist daher das Wissensmanagement. Um die Lernpotenziale aller Individuen bestmöglich zu entfalten, schaffen lernende Organisationen die notwendigen Voraussetzungen dafür. Das kann der Aufbau einer Strategie und Lernkultur sein oder aber, dass Ressourcen zur Unterstützung dieser Lernkultur freigegeben werden, z. B. die Entwicklung von Wissensaustausch-/Lernplattformen, Weiterbildungsbudget für Mitarbeitende etc.

Wie werden Organisationen zu lernenden Organismen?


In seinem Buch “Die fünfte Disziplin – Kunst und Praxis der Lernenden Organisation” beschreibt Peter M. Senge vier Kerndisziplinen, die eine Organisation meistern muss, um sich zur lernenden Organisation zu entwickeln:


#1 Personal Mastery

Mit Personal Mastery ist die Selbstführung und Persönlichkeitsentwicklung einer Person gemeint, darunter auch deren Engagement und Disziplin im Hinblick auf die Zielerreichung. Motivierte, lernwillige Mitarbeitende, die aktiv an der Lernkultur teilhaben und diese mitgestalten, sind der Treibstoff einer lernenden Organisation und somit unverzichtbar.

#2 Mentale Modelle

Unabdingbar sind auch gemeinsame mentale Modelle, also, dass alle Mitarbeiter:innen ein gemeinsames Verständnis bzw. gemeinsame Grundannahmen zu bestimmten Themen haben, z. B. im Hinblick auf die Zielsetzung. Wichtig hierfür ist vor allem die Fähigkeit zur Selbstreflexion, um bestimmte Annahmen kritisch zu betrachten und zu hinterfragen. 

#3 Gemeinsame Vision

Eine gemeinsame Vision soll das Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeiter:innen zur Organisation sowie die Identifikation mit den Werten und Zielen stärken. Das wirkt sich besonders positiv auf die Motivation der Mitarbeiter:innen aus.

#4 Team-Lernen

Team-Lernen beschreibt das Herzstück einer lernenden Organisation. Jede:r Mitarbeiter:in soll sein Wissen an das Team weitergeben. Sich auszutauschen, zu informieren und gemeinsam neue Wissen zu generieren – daraus entstehen Innovationen und genau das macht eine Organisation handlungsfähig. Wichtige Voraussetzungen hierfür sind die Kommunikation und Kooperation im Team.


Ein Resümee


Halten wir fest: Um den Weg zur lernenden Organisation zu meistern, muss dieser geebnet werden. Einerseits durch die Organisation selbst, insbesondere die Entscheidungsträger:innen, die Ressourcen für die Transformation zu und die Aufrechterhaltung dieser Organisationsform notwendig sind. Andererseits aber auch durch jede:n Einzelne:n – und zwar gemeinsam. Wir würden diesen Blogbeitrag gerne mit den Worten von Frédéric Laloux abschließen, die treffender nicht sein könnten (Quelle: Interview mit Egon Zehnder, abrufbar unter: https://www.egonzehnder.com/de/interview-mit-frederic-laloux) :


“Die Welt ist derart komplex geworden, dass das Beste, was wir tun können, nicht im Planen und Kontrollieren (»predict and control«) besteht, sondern im Wahrnehmen und Ermöglichen (»sense and respond«). (…) Es gibt heute Organisationen mit Tausenden von Mitarbeitern, die komplett ohne eine hierarchische Bindung an einen Vorgesetzten oder CEO arbeiten. Das mag verrückt klingen, ist aber genau die Art und Weise, wie komplexe Systeme – denken Sie an unser Gehirn oder natürliche Ökosysteme – funktionieren. Das menschliche Gehirn beispielsweise besteht aus etwa 85 Milliarden Zellen. Keine davon ist ein CEO, der anderen Zellen sagt, die glauben, ein Vorstand zu sein: »Hey Leute, wenn Ihr eine gute Idee habt, schickt sie zuerst zu mir«. Wenn Sie versuchen würden, das Gehirn in dieser Weise zu trainieren, würde es nicht mehr funktionieren. So kann man Komplexität nicht bewältigen. Deshalb basieren alle komplexen Systeme, denken Sie nur an Wälder, den menschlichen Körper oder auch jedes Organ, auf Selbstführung.”


hppyppl


Du hast noch Fragen zu diesem Thema oder wünschst Dir Unterstützung auf dem Weg zur lernenden Organisation? Dann nimm doch Kontakt zu uns auf und wir unterstützen Dich dabei, das Beste aus Deiner Organisation zu holen!

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