FuckUp Night Frankfurt Vol.11 – ein Recap

Als ich am Donnerstag, den 06.10. in der Liebfrauenkirche in Frankfurt ankomme findet eine Messe statt. Ich bin verwirrt und laufe ungefähr dreimal zwischen dem vorderen und dem hinteren Eingang hin und her. Die Handynummer meiner Chefin habe ich gerade nicht griffbereit, aber ich habe keine Ahnung wo ich hin muss. Also fange ich an, Leute zu fragen. Die netten Mitarbeitenden wollen mir zwar helfen, wissen aber auch nichts, außer “Entweder in der Kirche, oder in der Sakristei“. Cool. Also suche ich, genervt von mir selbst, weiter. Ich hatte eine Aufgabe: pünktlich in der Kirche sein, damit ich meine Chefin unterstützen kann. Und jetzt finde ich sie nicht und bin wahrscheinlich zu spät. Ist das schon mein FuckUp? 

Nein, zum Glück nicht. Wie sich herausstellt, war ich vor meiner Chefin da. Sie sieht mich glücklicherweise, als ich das vierte Mal durch den Innenhof, den Ort der Stille, laufe. Ab hier geht es bergauf!
Worum es geht? Die FuckUp-Night, die von Jelena in Frankfurt gehostet wird! 

Es war meine erste FuckUp-Night, und obwohl ich in der Zeit bei hppyppl gelernt habe, worum es geht und was passieren wird, wusste ich trotzdem nicht so recht, was mich erwarten würde. Ich habe mit vielem gerechnet: gestresste Menschen vor Eventbeginn, steife Speaker:innen, denen man anmerkt, dass sie sich schämen, über ihren FuckUp zu erzählen und gelangweilte Business-Leute mittleren Alters, die sich die FuckUps nur anhören, um aus den Fehlern anderer zu lernen damit sie selbst nie Fehler machen.

Was soll ich sagen… Ich bin offen an die Sache rangegangen und trotzdem wurde ich überrascht.

Alle waren super entspannt, niemand war gestresst. Wir waren zwar eine Stunde vor Beginn da, haben die Zeit aber nur mit warten verbracht. Jeder wusste, wo man wann zu sein und was man zu tun hatte. Das Publikum bestand aus jungen Menschen, älteren Rentnern und allen Altersgruppen dazwischen. Und die Speaker:innen waren offen, aufgeschlossen und haben am lautesten gelacht. 

Die erste Speakerin war Mirrianne Mahn. Sie erzählt über ihren FuckUp auf der Buchmesse 2021, als sie Platz und Raum eingenommen hat, den es vorher nicht gab und den Oberbürgermeister Frankfurts während seiner Rede unterbrach. Der Fuckup? Die Rede wurde live im ZDF übertragen. Das Problem? Rassismus und Hass brachen auf sie ein. Mirrianne hat so intensiv und leidenschaftlich gesprochen, dass dem Publikum nichts anderes übrig blieb, außer von ihr mitgerissen zu werden.

Manuel Lojo war unser zweiter Speaker. Vor Jahren hat er eine Werbeagentur gegründet. Nachdem diese Pleite gegangen ist, hat er 18 Monate gebraucht, bis er sich endlich aufraffen konnte. Der Impuls kam von seinem Sohn, der eine Brezel haben wollte. Manuel konnte sich keine Brezel leisten und ganz plötzlich hatte der Sohn keinen Hunger mehr. 

Bevor die dritte und letzte Speakerin zu Wort kam, hat uns der Chor Main-Event musikalisch begeistert. Das Publikum ist still, als der Chor singt, und lässt die Musik auf sich wirken. Die Akustik der Kirche intensiviert die Musik und alle lassen sich davon treiben. Es herrscht eine innere Ruhe, die die ganze Kirche erfüllt. Und obwohl ich vorher die ganze Zeit damit beschäftigt war, Fotos zu machen und Storys auf Instagram zu posten, konnte auch ich mich während dieses Auftritts tiefenentspannen und mich dem Klang der Musik hingeben.

Die ersten beiden Reden waren emotional sehr aufgeladen. Aber keine Rede hat die ganze Kirche so sprachlos zurückgelassen wie Dominique Macri. Dabei hat Dominique keinen FuckUp erzählt, sondern auf einer Metaebene über das Scheitern geredet. Was hat ihre Rede also so besonders gemacht?

Dominique ist nicht nur Psychologin und Schauspielerin. Sie ist auch Poetry Slammerin. Mit einem Poetry Slam können viele erst einmal nichts anfangen. Sitzt man aber erstmal in einer Kirche und die Künstlerin trägt ihren Poetry Slam, den sie während der Veranstaltung über die beiden anderen Künstler:innen geschrieben hat, vor,  kann man nicht anders, als gebannt zuzuhören und staunen. Leute im Kreativbereich wissen schließlich, dass Kreativarbeit viel Zeit kosten kann. Aber da hören die Besonderheiten von ihrer Rede noch nicht auf. 

Dominique bezieht das Publikum mit ein. Sie will, dass sich jeder einen Partner sucht, mit dem abwechselnd bis drei gezählt wird. Noch funktioniert alles, aber in jeder Runde wird eine Zahl ersetzt. Entweder durch ein Klatschen, ein Schnipsen oder Stampfen. Damit will sie verdeutlichen, dass Fehler natürlich sind und passieren. (Kleiner Tipp von mir: probiert es unbedingt mal aus. Es macht super viel Spaß und hat innerhalb weniger Sekunden die ganze Kirche zum Lachen gebracht)

Beendet hat Dominique ihre Rede mit einem wunderschönen Gedicht, das alle Zuschauer sprachlos hinterlassen hat. 

Meine erste FuckUp Night war sehr spannend und auch sehr informativ. Mit ihren Geschichten haben mich die Künstler:innen begeistert und ich kann es kaum abwarten, bis die nächste FuckUp Night startet!

Wenn ihr euch einzelne Ausschnitte anschauen wollt, könnt ihr das hier machen!

hppyppl
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